Vor meinem Fenster schneit
es, die winterharten Kakteen frieren langsam ein, die anderen Dornengewächse sind im Winterquartier und schlafen. Bei minus sieben
Grad hat man als Balkongärtnerin endlich mal wieder etwas Muße,
sich mit einer Tasse Tee und ein paar schönen Pflanzenbüchern in
einen Sessel zu kuscheln und zu schmökern. Gerade lese ich "Kakteen
– frische Ideen für Zimmer, Balkon und Garten" von
Hans-Friedrich Haage, erschienen im Ulmer Verlag.
Auch wenn das Buch auf
den ersten Blick wie eine Einführung wirkt, finde ich als
semi-fortgeschrittene Kakteengärtnerin in dem kompakten Werk vieles,
was mich anspricht und interessiert. "Kakteen – frische Ideen
für Zimmer, Balkon und Garten" ist ein logisch aufgebautes, mit
vielen Fotos und beeindruckenden Detailzeichnungen gestaltetes
Kakteenbuch, das sich aus meiner Sicht optimal als Einführung ins
Kakteenfieber eignet. Aber auch fortgeschrittene Kakteenmenschen
finden in diesem Buch viele schöne Tipps und Anregungen,
beispielweise zum Eigenbau von Frühbeetkästen oder zur
Gewächshausheizung. Auch die praktischen Tipps sind anschaulich mit
Zeichnungen gestaltet, die richtig Lust aufs Gärtnern mit Kakteen
machen. Dass in diesem Buch jede
Menge praktische Gärtnererfahrung steckt, ist beim Lesen deutlich
spürbar. Als Inhaber der
ältesten Kakteenzucht der Welt bringt
Autor Hans Friedrich Haage praktisch umsetzbares Profiwissen für den
Hobbygärtner auf den Punkt.
Kakteenstandorte
Im Einführungskapitel "Wo Kakteen
herkommen und was sie brauchen" werden die wichtigsten
Naturstandorte prägnant beschrieben und daraus Rückschlüsse auf
die Kultur hergeleitet. Durch didaktisch gut aufgebaute Kapitel wie
dieses finde ich das Buch auch so ideal für Anfänger, die
vielleicht schon ein paar "zugelaufene" Kakteen auf der
Fensterbank haben und sich nun erste Pflegetipps holen wollen. Denn
wenn mir einer erklärt, wie es beim Kaktus zuhause aussieht, merke
ich mir viel eher, was genau er in der Pflege braucht, als wenn ich
lediglich eine Anweisungsliste bekomme. Durch diese Herleitung vom
Naturstandort zur richtigen Pflege freundet man sich so richtig mit
seinen Pflänzchen an. Ein Exkurs zu Artenschutz und Arterhaltung am
Naturstandort fordert zu verantwortungsvollem Umgang mit den
stachligen Lieblingen auf und schult das kritische Bewusstsein, damit
die Sammelleidenschaft keine rücksichtslosen Züge annimmt.
Das richtige Zuhause für
Kakteen
Im Kapitel "Kakteen bei
Ihnen daheim" geht der Autor sehr verständnisvoll auf die
verschiedenen Möglichkeiten ein, die man zur Kaktuskultur im
mitteleuropäischen Eigenheim hat. Als Balkongärtnerin mit
begrenztem Platz für Kakteen fühle ich mich verstanden, manchmal
ein bisschen ertappt, gerade bei Sätzen wie:"sicher wollen Sie selbst auch noch Platz auf ihrem Balkon haben Deshalb kann man die Kaktenabteilung auch nicht beliebig ausweiten" , muss ich mir an die eigene Nase fassen. Denn was auf den ersten Blick total selbstverständlich klingt, muss man sich in schweren Fällen von Kakteenfieber ab und zu mal wieder vor Augen führen lassen.
Auch für die Zukunft
der Sammlung gibt es schöne Anregungen: Ich erfahre wie ich am
Besten ein Freibeet mit winterharten Kakteen anlege und was beim
Gewächshausbau die Vorteile der einzelnen Materialien sind, sowie
welche Möglichkeiten der Beheizung man als Laie hat. Beim Lesen
denke ich mir prompt:"wenn ich mal groß bin, habe ich ein
Gewächshaus" :)
Kakteen pflegen und vermehren
Das Kapitel zu Pflege und
Vermehrung bietet einen guten Einstieg ins fortgeschrittene
Kakteenwissen. Hier erhält man eine solide Informationsbasis zum
richtigen Substrat und Tipps zur Eigenmischung von Substraten. Auch
eine bebilderte Einführung in die Kakteen-Aussaat sowie
Informationen zu Stecklingsvermehrung und Pfropfung von Kakteeen
bietet auf wenigen Seiten das nötige Handwerkszeug, um eigene
Experimente mit der Vermehrung von Kakteen zu beginnen.
Pflanzenportraits
Die Pflanzenbeschreibungen, die etwa 2/3 des
Buches ausmachen, beschreiben die wichtigsten Kakteengattungen, die man
in Hobbysammlungen findet. Zunächst war ich von der sehr phänotypischen und eher optisch als botanisch erscheinenden Einteilung der
verschiedenen Gattungen überrascht. Doch diese Einteilung hat bei
näherer Betrachtung durchaus Hand und Fuß. Hier schlägt der Autor
eine gute Brücke für Anfänger, da einerseits populäre und
beschreibende Bezeichnungen wie " Kugelkaktus" oder
"Sternkaktus" verwendet werden, andererseits auch immer die
zutreffenden botanischen Namen aufgelistet sind. So lernt man gleich,
die richtigen botanischen Bezeichnungen in Beziehung zum Aussehen des
Kaktus zu setzen. Es ist dank dieser Einteilung auch möglich, einem
unbekannten Kaktus, den man vielleicht zu Hause stehen hat, nach rein
optischen Merkmalen auf die Spur zu kommen.Wer sich ein wenig in
botanischer Taxonomie weiter bilden möchte und nicht gerade das
große Latinum mitbringt, findet hier eine gute Wissensvermittlung.
Aber auch dank der schönen Bebilderung sind die Pflanzenportraits ein Hingucker. Die
einzelnen Kakteenfamilien sind durch Fotos der wichtigsten Vertreter
dargestellt. Dazu kommen die besonders gelungenen
Bleistiftzeichnungen, die Korpus und Blüte, in einigen Fällen auch
das Wurzelwerk der einzelnen Pflanzen im Detail hervorheben.
Nach ein wenig Recherche erfahre ich, das Helmut
Meiner, der Maler der Meißner Porzellanmanufaktur, die wunderschönen
Zeichnungen gemacht hat. Gerade die Zeichnungen machen das Buch auch für fortgeschrittene Kakteenfreunde zu einem Augenschmaus.
Fazit: Kakteen - frische
Ideen für Zimmer, Balkon und Garten ist ein lohnendes und kompaktes
Standardwerk für Hobby – Kakteenfreunde. Durch praktische Tipps
und schöne Zeichnungen macht dieses Buch auch Fortgeschrittenen
Spaß. Ein schön gestaltetes, didaktisch sehr gut aufbereitetes
Kaktusbuch, in dem das wichtigste Wissen für Kakteenfreunde
liebevoll vermittellt wird.
Hier könnt ihr das Buch direkt beim Verlag bestellen!