Wenn ihr meint, dass in
der Überschrift ein bisschen viel "Winter" vorkommt, habt
ihr Recht. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich völlig baff bin,
was sich da gerade vor meinem Fenster abspielt:der erste Schnee des
Jahres fällt, und das in Süddeutschland im Oktober! Ich bin sehr
froh, dass ich gestern alle Pflanzen, selbst sie südafrikanischen
Winterwachser, schweren Herzens schon eingeräumt habe – offenbar
keine Sekunde zu früh!
Zeit für ein paar Tipps
zur Überwinterung frostharter Kakteen. Meine Opuntien, Escobarien
und Echinocereen haben ihren ersten Winter im Balkonkasten super
gepackt, erste Blüten gab es auch, dazu sind vor allem die Opuntien
wunderbar gewachsen. Bis auf den traurigen Verlust meine Puna bonniae
inermis, die tatsächlich nur leichte Minusgrade aushält und wohl
eher in ein Kalthaus gehört hätte, lief alles gut. Wieder was
gelernt. Also fühle ich mich zuversichtlich, ein paar Tipps zum
Umgang mit winterharten Kakteen zu geben:
Gießpause: ab
Anfang Oktober habe ich meine winterharten Kakteen nicht mehr
gegossen. Hier heißt es eisern bleiben, egal wie traurig und
durstig sie aussehen. Vor allem Opuntien schrumpeln bemitleidenswert
zusammen. Aber im nächsten Frühjahr stehen sie in alter Frische
wieder auf! Der verminderte Zelldruck durch das Zusammenschrumpeln
führt dazu, dass winterharte Kakteen es auch aushalten, wenn sie
bei extremen Minusgraden durchfrieren. Hätte man sie vorher
gegossen, besteht die Gefahr dass der Kaktus durch die Ausdehnung
des Eises einfach platzt. Meine Winterharten waren letztes Jahr so
tiefgefroren wie ein Eis am Stiel.
Nässeschutz*:
Mein Balkon liegt relativ geschützt unter einem Vordach. Das ist
für winterharte Kakteen eigentlich ideal, denn aus gerade
angeführten Gründen ( Stichwort Gießpause!) sollte der Kaktus
eine Überdachung bekommen. Die kann man sich auch selber basteln,
z.B aus Plexiglas oder Folie. Bei Folienüberdachungen sollte
allerdings ausreichend Luftzirkulation vorhanden sein, damit sich
darunter keine Staunässe bildet.
Nach dem Winter: Opuntien früh
angießen! Wenn der Winter
endlich auf dem Rückmarsch ist, sollte man vor allem den Opuntien
ordentlich einschenken. Das begünstigt die frühe Knospenbildung.
So gaukelt man den Stachelgewächsen aus den Bergregionen eine
Gletscherschmelze und somit den Frühlingsanfang vor. Vor einigen
Tagen habe ich mit einem langjährigen, erfahrenen DKG Mitglied
gefachsimpelt, der meinte, er gießt all seine Winterharten, ncht
nur die Opuntien, schon im Januar kräftig an und hat damit gute
Erfahrungen. Ich persönlich bin (noch ?) nicht ganz so mutig und
warte immerhin bis Februar/ März, da es hier gerade im Februar oft
noch mal so richtig kalt wird. Einige Wochen nach dem Angießen kann
man auch schon kräftig düngen, damit die Kakteen nach der kargen
Winterzeit wieder in Schwung kommen.
*
Der Nässeschutz bei winterharten Kakteen ist wünschenswert, aber
viele Freilandkulturen von Winterharten haben den letzten Winter
selbst bei strengsten Minusgraden gut ohne Nässeschutz überstanden.
Mir fallen auf Anhieb der Horber Kakteengarten und das Opuntienbeet
im Tübinger Botanischen Garten ein. Freilandbeetbesitzer: ich würde
mich über Kommentare mit Euren Erfahrungen mit Winterharten freuen.