30.10.2012

Winter is coming! Winterharte Kakteen überwintern

Wenn ihr meint, dass in der Überschrift ein bisschen viel "Winter" vorkommt, habt ihr Recht. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich völlig baff bin, was sich da gerade vor meinem Fenster abspielt:der erste Schnee des Jahres fällt, und das in Süddeutschland im Oktober! Ich bin sehr froh, dass ich gestern alle Pflanzen, selbst sie südafrikanischen Winterwachser, schweren Herzens schon eingeräumt habe – offenbar keine Sekunde zu früh!

Zeit für ein paar Tipps zur Überwinterung frostharter Kakteen. Meine Opuntien, Escobarien und Echinocereen haben ihren ersten Winter im Balkonkasten super gepackt, erste Blüten gab es auch, dazu sind vor allem die Opuntien wunderbar gewachsen. Bis auf den traurigen Verlust meine Puna bonniae inermis, die tatsächlich nur leichte Minusgrade aushält und wohl eher in ein Kalthaus gehört hätte, lief alles gut. Wieder was gelernt. Also fühle ich mich zuversichtlich, ein paar Tipps zum Umgang mit winterharten Kakteen zu geben: 

Gießpause: ab Anfang Oktober habe ich meine winterharten Kakteen nicht mehr gegossen. Hier heißt es eisern bleiben, egal wie traurig und durstig sie aussehen. Vor allem Opuntien schrumpeln bemitleidenswert zusammen. Aber im nächsten Frühjahr stehen sie in alter Frische wieder auf! Der verminderte Zelldruck durch das Zusammenschrumpeln führt dazu, dass winterharte Kakteen es auch aushalten, wenn sie bei extremen Minusgraden durchfrieren. Hätte man sie vorher gegossen, besteht die Gefahr dass der Kaktus durch die Ausdehnung des Eises einfach platzt. Meine Winterharten waren letztes Jahr so tiefgefroren wie ein Eis am Stiel.

Nässeschutz*: Mein Balkon liegt relativ geschützt unter einem Vordach. Das ist für winterharte Kakteen eigentlich ideal, denn aus gerade angeführten Gründen ( Stichwort Gießpause!) sollte der Kaktus eine Überdachung bekommen. Die kann man sich auch selber basteln, z.B aus Plexiglas oder Folie. Bei Folienüberdachungen sollte allerdings ausreichend Luftzirkulation vorhanden sein, damit sich darunter keine Staunässe bildet. 
Nach dem Winter: Opuntien früh angießen! Wenn der Winter endlich auf dem Rückmarsch ist, sollte man vor allem den Opuntien ordentlich einschenken. Das begünstigt die frühe Knospenbildung. So gaukelt man den Stachelgewächsen aus den Bergregionen eine Gletscherschmelze und somit den Frühlingsanfang vor. Vor einigen Tagen habe ich mit einem langjährigen, erfahrenen DKG Mitglied gefachsimpelt, der meinte, er gießt all seine Winterharten, ncht nur die Opuntien, schon im Januar kräftig an und hat damit gute Erfahrungen. Ich persönlich bin (noch ?) nicht ganz so mutig und warte immerhin bis Februar/ März, da es hier gerade im Februar oft noch mal so richtig kalt wird. Einige Wochen nach dem Angießen kann man auch schon kräftig düngen, damit die Kakteen nach der kargen Winterzeit wieder in Schwung kommen.


* Der Nässeschutz bei winterharten Kakteen ist wünschenswert, aber viele Freilandkulturen von Winterharten haben den letzten Winter selbst bei strengsten Minusgraden gut ohne Nässeschutz überstanden. Mir fallen auf Anhieb der Horber Kakteengarten und das Opuntienbeet im Tübinger Botanischen Garten ein. Freilandbeetbesitzer: ich würde mich über Kommentare mit Euren Erfahrungen mit Winterharten freuen.

26.10.2012

Baumarkt, Blogger-Blockade und Balkon-Umzug

Liebe Leser,
der eine oder andere von Euch hat sich sicher gewundert, warum es hier in den vergangenen Monaten so still war. Das hat eine Reihe von Gründen: ich habe eine Wordpress-Fortbildung gemacht, die viel Bloggerzeit gefressen hat, ich habe für mein zweites Hobby (Unikatschmuck) begonnen, eine Webseite aufzuziehen und mir endlich ein Bastel- und Handarbeitszimmer eingerichtet. Dazu hat der Sommer so viel reales Gärtnern auf dem Balkon und im Freiland mit sich gebracht, dass das darüber Schreiben oft zu kurz kam. Eine mittelschwere Blogger-Schreibblockade aufgrund sommerlich lauer Abende kam sicherlich auch dazu.

Nun bin ich aber wieder in alter Frische da, was nicht zuletzt meinem lieben Kaktus-Compagnon F.Z zu verdanken ist. Heute waren wir wieder mal zusammen im Baumarkt, er lud mir unverzagt Pflanze um Pflanze in den Einkaufswagen. Wunderschöne Orchideen und eine meiner lang ersehnten gelben Schlumbergeras. Eigentlich wollte ich nur Untersetzer und Blumensprüher kaufen, aber hey, Orchideen und Schlumbis für 1€!!! Da sag ich nicht nein. Dann wurde mir kurzerhand auf liebevoll direkte Pfälzer Art klar gemacht: "Das bloggst Du aber gefälligst, sonst pump ich Dich um!". Die Briten nennen sowas "tough love". Auf jeden Fall wurde mir wegen akuter Blogvernachlässigung gehörig die Meinung gegeigt. Hier bin ich also wieder, gelobe Besserung und freue mich, Euch neue Pflanzen vorzustellen. Die Sommerpause war nicht ganz geplant, aber der Herbst ist ja auch eine tolle Zeít zum Schreiben und Lesen. Also holt Euch eine Tasse Tee und eine gemütliche Decke und holt Euch Anregungen für Aussaatexperimente, neue Pflanzen und winterliche Unterbringung von Kakteen und Sukkulenten. Wir bauen gerade ein Wildholzregal für die Fensterbank, darüber werde ich in den nächsten Wochen auch berichten.


Ordnung ins grüne Chaos: Ideen zur winterlichen Unterbringung

Der Grund für den Baumarktbesuch war dieser: Beim Gärtern auf minimalem Raum ist Struktur und Unterbringung wichtig. Soviel zur Theorie. Ganz real stehe ich momentan mal wieder vor der gar nicht ganz leichten Aufgabe, in meiner 2 Zimmer Wohnung Platz für all die Pflanzen zu machen, die in der warmen Jahreszeit auf meinem Balkon wohnen und zwar pronto, denn gerade fällt vor meinem Fenster der erste Schnee! Also habe ich in ein Fenster, das ich sowieso nie verwende, ein fertiges Blumenregal zum Aufklappen gestellt, in dem ich Hoyas und Orchideen untergebracht habe.


Die Schlumbergeras haben draußen dank der kühleren Temperaturen wunderbar Knospen angesetzt. Sie bekommen einen hellen Platz an dem sie möglichst nicht mehr bewegt werden müssen, um Knospenabwurf vorzubeugen.



Meine Ascleps sind in ein altes Aquarium mit Lampe darüber gezogen und bilden dort eine schicke kleine Miniwüste nach. Die Kaltüberwinterer – also viele meiner Kakteen - sind gestern schon zu Herrn F.Z gezogen, der ihnen ein kühleres Plätzchen bieten kann als ich, dafür wohnen seine Warmüberwinterer in meiner zentralbeheizten Wohnung. Geteilter Pflanzenwahn kann bei kleinem Raum zur Unterbringung auch helfen, zwischen uns wandern oft munter die Pflanzen saisonal hin und her.




Dazu habe ich farblich codierte Gießkannen besorgt, damit ich für Kakteen, Orchideen und meine restlichen Grünpflanzen immer zimmerwarmes Regenwasser mit den jeweiligen Düngervorlieben bereitstellen kann. Die günstigste Lösung sind dabei "Kindergießkannen" aus unkaputtbarem Kuntstoff. Die kosten nur in etwa halb soviel wie die durchdesignten, durchscheinenden Elho-Kannen und bestechen durch ihre zeitlose Optik, wie ich finde:) Als hätte man sie einem Gartenzwerg geklaut! Zum besseren Gießen habe ich günstige Untersetzer für Balkonkästen erstanden. So kann man mehrere Pflanzen mit ähnlichen Pflegeansprüchen auf einen Sitz gießen.



Meine Ampelpflanzen bringe ich auf folgende Art unter: Ein Paravent wird mittels einiger Kunststoff- Übertöpfe und gebogener alter Fahrradspeichen zur Aufhängung zur "Indoor living Wall". Sieht doch fast aus wie in Indonesien und bringt etwas Exotik in die Wohnung. Nun kann der Winter kommen!