18.06.2013

Caudexpflanzen- knollige Überlebenskünstler

Eine sukkulente Gruppe im Pflanzenreich, die es mir  -zugegeben- erst auf den zweitern Blick so richtig angetan hat, sind die Caudexpflanzen, oder Caudiciforme. Dazu gehören Stammsukkulente aus den unterschiedlichsten Pflanzenfamilien mit einer großen knolligen Stammverdickung, in der Nähstoffe eingelagert werden. Darunter fallen viele beliebte Zimmerpflanzen wie Dioscorea, Jathropa, Adenium und Beaucarnea, einige werden im Volksmund als "Elefantenfuß" bezeichnet.

Auch Pelargonien, Hundsgiftgewächse, Kürbisgewächse und Alpenveilchen haben caudexbildende Arten. "Caudiciform"ist eine rein morphologische Kategorie, die sich über viele Arten und Gattungen im Pflanzenreich erstreckt -gemeinsam haben die Pflanzen eigentlich nur die massive Stammverdickung, die ihnen über wasserarme und nährstoffarme Perioden hilft. Oft stammen die Caudexgewächse aus Wüstengegenden wie Afrika, Australien oder Mexiko.

Wie gesagt, in den ersten Tagen meiner Sukkuentenleidenschaft konnte ich mit den unförmigen Knollen erst mal wenig anfangen. Oft bin ich über Pflanzenausstellungen gewandert und habe mich über das zarte Blattwerk auf großen, grauen Steinen gewundert und erst beim zweiten Blick gemerkt, dass der "Stein" in Wirklichkeit ein ganz beträchtlicher Caudex war, der die Pflanzen in Dürreperioden mit einem Wasser - und Nährstoffreservoir bei Kräften hält.
Auslage von Mbuyu auf den Berliner Kakteentagen


Nach und  nach haben mich Caudexe dann immer mehr in ihren Bann gezogen - nicht zuletzt weil sie sehr schnellwüchsig sind und weil mir der überraschende Kontrast zwischen ledriger Knolle und zartem, filigran wirkendem Laub sehr gut gefällt. Im Winter ziehen die Blätter zurück, denn die meisten Caudexe gehen in eine Ruheperiode.  Man sollte sie bei kühlen Temperaturen trocken überwintern (geht auch im Dunkeln). Im Frühjahr kommt dann der neue Blatttaustrieb - und das oft in Rekordgeschwindigkeit.

Im letzten Jahr habe ich einige Caudexpflanzen ausgesät, und zwar Testudinaria/Dioscorea elephantipes, eine Kedrostis ohne Nachnamen (nur Köhres weiß welche, leider war's nicht spezifiziert) und Fockea/Petopentia natalensis. Dieses Jahr kam noch Ibervillea lindheimeri dazu:

Jungpflanzen 2012:




 Jungpflanzen 2013:



 Wer Spaß an solchen Gewächsen hat, kann ruhig mal eine Aussaat in Angriff nehmen, denn viele caudexbildende Arten gehören zu den absoluten Schnellwachsern und Schnellkeimern, da hat man oft schon nach drei bis fünf Tagen was in der Saatschale zu entdecken. Stecklingsvermehrung ist zwar möglich, bei caudiciformen Gewächsen aber nicht zu empfehlen, da sich die charakteristische Stammverdickung bei diesen Exemplaren oft nicht einstellt.

Hier noch ein Beispiel für das Rekordwachstum, dass Caudexe hinlegen können:

Die tolle Knolle auf dem Bild kann man im botanischen Garten Berlin bewundern. Dieser Gerrardhantus macorizus hatte im Jahr 2003 lediglich einen 15 cm-Caudex.


Wer sich weiter über caudiciforme Pflanzen informieren will, dem sei die Seite von Bihrmann wärmstens empfohlen:
http://www.bihrmann.com/caudiciforms/

Lasst Euch nicht von der 90er Jahre-Aufmachung der Seite täuschen  - zum Thema Caudexe ist das die beste mir bekannte Datenbank. Neben tollen Bildern gibt es dort einen sehr informativen und klugen  Überblick über alle möglichen Caudexgewächse.