24.06.2012

Der Horber Kakteengarten: Schönheit hinter Gittern


Kakteengarten Horb Kameraperspektive auf Augenhöhe
Manchmal geht die Kakteenleidenschaft seltsame Wege, wie etwa am vergangenen Wochenende, als ich anlässlich des Mittelaltermarktes in der Altstadt von Horb unterwegs war und einen kleinen Abstecher zum Kakteengarten Horb gemacht habe. Den im Internet leider etwas unterrepräsentierten Horber Kakteengarten in bester Terassenlage in der Sommerhalde kenne ich schon von der Gartenschau "Neckarblühen" im vergangenen Jahr. Die wunderschöne Anlage mit winterharten Kakteen, ausgestaltet als Bürgerprojekt von den Schwarzwälder Kakteenfreunden e.V., ist sicherlich das schönste Überbleibsel dieser sonst eher mäßig interessanten Gartenveranstaltung. Den ersten Winter haben die Opuntien, Araukarien, Escobarien und co. gut überstanden und präsentieren sich nun in schönster Blütenpracht.

Leider entpuppt sich die wunderschöne Anlage als wohlgehütetes Geheimnis, Internetrecherche ergibt einige Berichte aus der Lokalpresse und die veraltete Seite vom letztjährigen Neckarblühen, leider kaum Fotos. Schon seit einiger Zeit versuche ich, jemanden zu erreichen, um einen Ortstermin im Garten zu bekommen. Lediglich jeden ersten Sonntag im Monat ist die Anlage für zwei Stunden für die Öffentlichkeit zugänglich - ein recht knappes Zeitfenster, zur Hauptblütezeit der Opuntien ist der Garten somit ganze 2 Stunden geöffnet. Aber es handelt sich ja um ein Projekt von Bürgern für Bürger, also muss man wohl auch rein kommen. "Nach Absprache" soll der Kakteengarten in Horb auch zu besichtigen sein, dies erfuhr ich über eine Infotafel in Sichtweite des Eingangs (Notiz an mich: Sehtest machen!) als ich vor einigen Wochen schon mal vor verschlossenen Türen stand. Ich nahm an, man könne gegen Pfand einen Schlüssel bei der Stadt Horb ausleihen, aber man erreicht auch hier nur schwer den richtigen Ansprechpartner. Nach einigem Hin und Her mit dem Horber Stadtsekretariat stellt sich heraus, dass die Stadt scheinbar keine Schlüssel hat und man wohl lediglich über den Verein in den Garten kommt. Den Vorstand der Schwarzwälder Kakteenfreunde, Holger Dopp, erreiche ich aber leider nicht. Vielleicht wäre eine Kontakt - Mailadresse ja eine Lösung?

Als unerschrockene Kaktusbloggerin und mittelalterlich gewandet als Rächerin der Enterbten und Stachligen nutze ich die Gunst der Stunde und tue, was zu tun ist um die Blütenpracht an diesem lauen Frühsommerabend einzufangen. Nicht nur im Historiendrama hat die "Mauerschau" ihre Funktion, auch dem mittelalterlichen Kaktusfotografen ist dieser alte Trick manchmal sehr nützlich.

Ich begebe mich also flugs in eine erhöhte Position, damit ich mit meiner kleinen Kamera über den knapp 3 Meter hohen Holzzaun reiche und zoome was das Zeug hält, damit Kaktusliebhaber aus dem ganzen Land wenigstens aus der Ferne in den Genuss der geheimen Blütenpracht am Neckar kommen. Wunderschön ist er nämlich, der kleine aber feine Horber Kakteengarten. Möge sich sein Ruf auch außerhalb des idyllischen Städtchens am Neckar verbreiten! Vielleicht sorgt ein gesteigertes Interesse ja dafür, dass die stacheligen Schönheiten öfter mal der Öffentlichkeit präsentiert werden.





 Ich hoffe, diese Bilder sorgen dafür, dass noch viele Kaktusfreunde mal in Horb vorbei schauen und den Garten besuchen. Ich finde ja, dieser schöne Garten hätte eine eigene Webseite durchaus verdient! Zufällig kenn ich da eine Webkonzeptionerin..:o)


Um doch noch in den Garten zu gelangen, versuche ich vielleicht noch mal am ersten Sonntag im Juli mein Glück. Vielleicht mag der ein oder andere Kakteenfreund mit?

Horber Kakteengarten Basisinfos:

Wo: Horber Sommerhalde (Beschilderung ab Stadttor/ Gasthaus Schwanen )
Öffnungszeiten: jeden ersten Sonntag im Monat 14 bis 16 Uhr "und nach besonderer Vereinbarung"
* Wenn ein Kakteenfreund weitere Infos hat, wie die " besonderen Vereinbarungen"  erfolgreich getroffen werden, oder gar schon erfolgreich "außer der Reihe" den Garten besichtigen konnte, würde ich mich über Kommentare sehr freuen!



Einige Pressestimmen:
"Blütenteppiche der Kakteen" im Schwarzwälder Boten
Bürgerprojekte Kakteengarten und Klostergarten Horb
                                                                Kakteengarten-Artikel im schwäbischen Tagblatt

21.06.2012

Cactus Practice on Tour: heimische Sukkulenten in der Pfalz


Im Sommer, wenn das Wetter sich wieder auf der sonnigen Seite zeigt, gibt es oft so viele Ausflugsziele und blühende Kakteengärten zu entdecken und nicht zuletzt eigene Gärten zu pflegen, dass das Bloggen manchmal ein wenig ins Hintertreffen gerät. Deshalb hat sich in den letzten Wochen so einiges angesammelt, von dem ich Euch gerne erzählen wollte. Die Pause hat sich aber gelohnt, ich habe unterwegs viele schöne neue Pflanzen und Orte kennen gelernt.

 Vor einigen Wochen war ich in der sonnigen Pfalz, auf der Spur einheimischer Sukkulenten. Im Naturschutzgebiet Felsenberg zwischen Kallstadt und Herxheim gibt es nämlich die einzige Population von Sedum dasyphyllum nördlich der Alpen und westlich des Rheins, wie mich mein einheimischer Führer informiert.

 Zum Wiederbelebungsspaziergang nach dem Kallstadter Fest der 100 Weine (Nomen est omen) ziehen wir also aus, dieses kleine botanische Wunder zu suchen. Und tatsächlich erstaunt es mich gar nicht, dass diese Mittelmeerpflanze sich an diesem sonnigen Fleckchen an der Weinstraße sehr wohl zu fühlen scheint. Selbst für mich als sonnenverwöhnte Halbgriechin fühlt sich die Wanderung durch die Weinberge sehr südlich an.
Unterwegs finden wir einige schöne Pflanzen wie noch blühende Küchenschellen und Rosa arvensis.
Auch Sedum acre, der einheimischer Mauerpfeffer wächst auf den dortigen Trockenwiesen.Ich darf mal ein Blättchen probieren und bin erstaunt über den pfeffrigen Abgang im Aroma der Pflanze.


Die Inselpopulation Sedum dasyphyllum auf dem Felsenberg versteckt sich allerdings recht gut. Wir klettern eine ganz Weile in den Felsen rum - ich in ausgesprochen ungeeignetem Schuhwerk, ging ich doch nach drei Tagen an der Weinstraße fälschlicherweise davon aus "Die Pfalz ist flach". Da ich nicht genau weiß wie Sedum dasyphyllum aussieht, were ich bei jedem einheimischen Mauerpfeffer ganz aufgeregt.

Nach einer Weile finden wir in einer Felsspalte aber tatsächlich das gesuchte Gewächs:
Sedum dasyphyllum




In den dortigen Felsspalten hat es Sedum dasyphyllum besonders windgeschützt und schlängelt sich in großen Polstern die Felsen hoch. Die kleinen, dickblättrigen Rosetten sehen tatsächlich faszinierend aus und wirken wie ein südlicher Felsengarten. Das grauweiß erscheinende Sedum darsysphyllum wirkt bei naher Betrachtung wie von einem feinen, weißen Flaum überzogen, was der Pflanze ein sehr zartes Aussehen verleiht.

Zum Vergleich Sedum ---- Es ist etwas großblättriger in der Wuchsform und macht etwas längere Stengel.


Auf dem Nachhauseweg begegnet uns noch eine Weinbergschnecke, die es sich an einem Stück Holz aus einem alten Rebstock gemütlich gemacht hat. Auf Pfälzisch heißen die knarzigen Stöcke, die hier überall in den Weinbergen zu finden sind, Reeweknorze. Ein schönes Wort...


Alles in allem war es eine sehr schöne und sonnige botanische Miniexkursion durch Weinberge und felsige Nischen. Und auch die Nachwirkungen vom guten Kallstadter Wein hat der Ausflug zum Herxheimer Felsenberg aufs Angenehmste gemildert.


Wer Urlaub in und um Kallstadt und das Naturtzgebiet Felsenberg machen möchte, findet alle wichtigen Infos sowie Veranstaltungen und freie Zimmer hier: http://www.freinsheim.de/

15.06.2012

Echinocereus oklahomensis: Kaktusblüte zum Wochenende

Gerade habe ich auf meinem Balkon diese unerwartete Schönheit entdeckt: die erste Blüte an meinem winterharten Echinocereus oklahomensis, die heute morgen noch eine fest geschlossene Knospe war. Der Kaktus hat den Winter auch bei -20 Grad sehr gut überstanden und präsentiert sich jetzt in voller Schönheit. Was für ein Rosa!