25.04.2012

Mit Samenbomben die Welt verändern: Rezension

Pünktlich zum Start der Gartensaison greift der Ulmer Verlag mit der Neuerscheinung "Mit Samenbomben die Welt verändern" einen ganz besonderen Trend auf: das Guerillagärtnern. Das Buch der englischen Landschaftsgärtnerin Josie Jeffery gibt Anregungen, wie sich ungenutzte Brachen, Bahndämme und Bauruinen durch den Abwurf von friedlichen, selbst gebastelten Samenbomben in blühende kleine Oasen mitten im Grau der Großstadt verwandeln lassen.

 Die Autorin
Josie Jeffery beschreibt in den einleitenden Kapiteln, dass sie selbst ein echtes Blumenkind ist: In den 70er und 80er Jahren wuchs sie in einem Hippiebus auf. Die Philosophie der Friedensbewegung und Flower Power sind in diesem Buch deutlich spürbar. Jefferys Vision ist es, dass das Guerillagärtnern Menschen zusammenbringen soll, die sich in gemeinsamen Nachbarschaftsgärten ein wenig Natur in die Eintönigkeit der Großstadt zurückholen. Immer wieder wird auf den respektvollen Umgang mit der Natur und der Umgebung hingewiesen, frei nach dem Motto: erst Kopf einschalten, dann Samenbombe werfen. Die Gefahr des Einschleppens von Neophyten wird thematisiert und zum verantwortungsvollen Umgang mit den Flächen und fremdem Eigentum wird aufgerufen. Beim Guerillagärtnern nach Jeffery geht es nicht um Vandalismus, sondern um einen spielerischen Ansatz, der Stadtmenschen dazu bringen soll, sich mehr mit ihrer Umwelt und dem Gestalten mit Pflanzen zu beschäftigen.

Was sind eigentlich Samenbomben?
Ein wenig Erde, Wasser, Ton und natürlich Pflanzensamen – mehr braucht es nicht, um eine Samenbombe zu bauen. Die Samen werden mit etwas Erde in feuchten Ton eingearbeitet und dann an der Luft getrocknet. Der Tonmantel schützt das Saatgut und sorgt dafür, dass die Pflanzen erst dann zu keimen beginnen, wenn sie die optimalen Bedingungen, nämlich ausreichend Licht und Wasser, bekommen. Jeffry's Buch bietet viele Tipps und Rezepte für eigene Samenbomben sowie Ideen, wie und wo man Samen in der Natur einsammeln kann und liefert damit das nötige Handwerkszeug, um ein waschechter Guerillagärtner zu werden. Einige originelle Tipps wie den Bau von Luftballon-Samenbomben und das Basteln von Schlaucharmbändern zum Samensammeln in freier Wildbahn hat Jeffery auch auf Lager.

Für wen eignet sich das Buch?
Das liebevoll gestaltete Buch ist ganz im Sinne des Inhaltes auf Recycling-Papier gedruckt und wirkt wie ein buntes, kreatives Handbuch. Da macht das Blättern und Reinlesen Spaß: Im Stil eines Notitzbuches mit vielen schönen Grafikelementen wie Zeichnungen, Polaroid- Fotos und Post-its eignet sich das Buch auch hervorragend als Geschenk. Etwa zwei Drittel des Buches bestehen aus hübschen Pflanzensteckbriefen, die dem angehenden Gartenguerrilero die nötige Munition liefern sollen. Es handelt sich dabei hauptsächlich um heimische Wildpflanzen und Kräuter. Ein erfahrener Gärtner wird in den Pflanzenportraits nur wenig Überraschendes finden, für Neulinge bietet sich hier allerdings durchaus ein spannender Einstieg in die Welt der Kräuter und Wildpflanzen.

Dazu liefert "Mit Samenbomben die Welt verändern" interessante Hintergrundinformationen über urbane Gärtnerbewegungen seit den 70er Jahren und listet einige historische Vorläufer der heutigen Guerillagärtner auf. Dieser  Teil des Buches ist leider ein wenig kurz geraten, regt aber dazu an, sich ein wenig mit Philosophie und Geschichte hinter dem Guerillagärtnern zu beschäftigen. Dazu gibt es viele praktische Tipps zum Samen sammeln in freier Wildbahn sowie Rezepte für erste eigene Samenbomben für verschiedene Standorte. Ein tolles Mitmachbuch für alle, die einen Weg zurück zur Natur suchen und sich mal als Guerillagärtner versuchen wollen.

Mehr Infor zum Buch unter :http://samenbomben.ulmer.de/

Disclaimer: Der Abwurf von Samenbomben erfolgt auf eigenes Risiko. Bevor ihr loszieht, informiert Euch über die Rechtslage. Oben genannte Seite von Ulmer liefert hierzu einige Infos.

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