18.02.2012

Stapelien – nicht ganz von dieser Welt

Stapelia desmetiana
Urheber Fred Zimt
CC-Lizenz: hier!
Ein paar der interessantesten sukkulenten Pflanzen, die mir in letzter Zeit begegnet sind, sind zweifellos Stapelien. Erinnert Ihr euch noch an Kinderserien wie Schlupp vom grünen Stern oder die Maus auf dem Mars? Ich finde, Stapelien würde ganz gut auf einen dieser Phantasieplaneten passen. Sie sehen etwas außerirdisch aus und man traut Ihnen nicht recht über den Weg, mit ihren wuscheligen, dicken Blüten, ihrem gezackten Wuchs und ihrem durchdringeden Geruch, den man tatsächlich nur als Aroma "tote Katze" charakterisieren kann. Von dieser wenig ansprechenden Duftnote kommt auch der volkstümliche Name Aasblume. Natürlich riecht die Pflanze nicht umsonst so: Stapelien locken mit dem Geruch Fliegen an, die die Blüten bestäuben.

Standort
Knospe Stapelia desmetiana
Urheber Fred Zimt
CC-Lizenz: hier!


Stapelien sind in der afrikanischen Steppe zuhause, wo sie ganze Flächen bedecken können. Deshalb mögen sie es auch bei uns hell und trocken. Wichtig ist die richtige Erde: Stapelien brauchen mineralisches Substrat mit viel Bims, Perlite und Ton, das schnell wieder abtrocknen kann. Meinen Steckling der Stapelia grandiflora staue ich im Sommer alle 2 Wochen an, d.h. ich stelle den gesamten Topf ins Wasser bis sich das Substrat vollgesogen hat, dann lasse ich den Rest abtropfen. Die Aasblume bekommt erst wieder Wasser, wenn das Substrat vollständig trocken ist. Unsere Aussaat von Stapelien war übrigens erstaunlich erfolgreich, es wachsen derzeit 18 kleine Stapelia desmetiana unter der Anzuchtlampe. Bei Stapelia gigantea war die Keimquote nicht so gigantisch, aber immerhin drei haben sich gezeigt:

Stapelia desmetiana
Stapelia gigantea











 Kurzer Ausflug in die Botanik

nahe Verwandtschaft:Orbea variegata
Stapelien gehören zur Familie der Seidenpflanzengewächse oder Asclepiadoideae, also ganz grob zum gleichen Clan wie die Leuchterblume Ceropegia oder die Wachsblume Hoya. Eine Pflanzenfamilie mit besonders schönen und spannenden Mitgliedern, die mich sehr fasziniert und über die hier sicher in Zukunft noch einiges zu lesen sein wird. Zur näheren Verwandtschaft der Stapelien gehören auch Huernia , Caralluma und Orbea . Die Unterscheidung ist für den Laien und Liebhaber nicht ganz einfach und gute Informationsseiten und Bücher über Stapelia und co. sind rar gesät.  Ich habe deshalb mal versucht, das Wenige was ich aus den Weiten des Internet, dem "Illustrated Handbook of Succulent Plants" und durch eigene Beobachtung raus finden konnte, in einen Überblick zu packen, der allerdings nur eine kleine Einstiegshilfe sein soll. Ich bin keine Botanikerin und würde mich über fundiertes Feedback und Informationsmaterial zum Thema sehr freuen.

  • Stapelia: Blüte: große Einzelblüten, lange gerade Petalen. Pflanze: Leicht samtige Oberfläche
  • Huernia: Blüte: oft kleinere Blüten, Verdickung um das Blüteninnere Pflanze: viele Spitzen
  • Caralluma: Blüte: oft mehrere, kleinere Blüten, Pflanze: oft grau und gefleckt
  • Orbea: Blüte: kleinere, stärker gerundete Blütenblätter als Stapelia. Pflanze: Oberfläche glatt.

Eine sensationelle Bildersammlung nicht nur zu Stapelien findet Ihr auf der Fotogalerie des Asclepidariums. Bücher über Stapelien habe ich außer dem Lexikon " Asclepiadaceae" von Focke Albers und Ulrich Meve leider bisher nicht entdecken können, würde mich aber sehr über Tipps freuen.

Wunschliste
Da ich mich brennend für Stapelia und co. interessiere suche ich immer wieder Stecklinge. Besonders würde ich mich derzeit über Caralluma europaea und Huernia oculata freuen. Solltet Ihr da etwas tauschen oder verkaufen wollen, schickt mir eine Mail an
kamama [@] cactus-practice.com

2 Kommentare:

  1. Standardwerk: Sukkulentenlexikon Band 3. Asclepiadaceae (Seidenpflanzengewächse) von Focke Albers und Ulli Meve 2002. Es behandelt die zum Erscheinungsdatum schon ehemaligen Seidenpflanzengewächse, d.h. die Unterfamilien Asclepiadoideae und Periplocoideae der Hundsgiftgewächse (Apocynaceae).
    Die Unterscheidung der Gattungen anhand Blütengröße/-form oder einer "Verdickung um das Blüteninnere" (Ringwulste gibt es bei einigen Arten mehrerer Gattungen, aber nirgends bei allen Arten einer Gattung, bei Huernia ist der Ringwulst recht häufig, betrifft etwa 50 % der bekannteren Arten) und Behaarung ist nicht möglich (lediglich die meisten, nicht alle Stapelia-Arten sind behaart).
    Die Unterschiede liegen im Bau des Gynostegiums (Säulchens) und der Nebenkrone und sind nur für Spezialisten bestimmbar.
    Stapelia desmetiana ist ein Synonym zu Stapelia grandiflora. Es handelt sich lediglich um einen kleinblütigen Typ dieser Art.
    Caralluma (Schreibweise !) hat oft, nicht immer, apikale Blüten, niemals basale, die anderen genannten (es gibt noch weit mehr) Gattungen niemals apikale, oft basale.
    Gärtnerisch wäre unbedingt zu erwähnen, dass alle Arten der Gruppe der Stapelieen bei guter Düngung und sonnigem bis leicht schlagschattigem Standort im Spätsommer/Herbst unabhängig von kühlen oder warmen Winterbedingungen sehr reich blühen.
    Ich kann zum Tausch gelegentlich, bei den Neuzugängen in meiner Sammlung spätestens im August anbieten:
    Caralluma sp. 1
    Caralluma sp. 2
    Ceropegia woodii
    Duvalia pillansii
    Echidnopsis sp.
    Hoya carnosa
    Huernia hislopii subsp. robusta
    Huernia pillansii
    Huernia rosea
    Huernia zebrina
    Orbea (Orbeanthus) hardyi
    Orbea variegata
    Orbea/Caralluma sp.
    Pectinaria sp.
    Piaranthus geminatus var. geminatus f. disparilis
    Stapelia grandiflora
    evtl. auch Ceropegia simoneae

    http://www.facebook.com/pages/rent-a-botanist/116729831689040.

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  2. Hi Gregor, danke für den ausführlichen Kommentar! Ja, das Lexikon von Albers und Meve hab ich oben auch als Standardwerk erwähnt, das ist richtig toll mit viel Bildmaterial. Ich melde mich auf jeden Fall wegen Deinen Ablegern. Die Caralluma hab ich auch gleich verbessert :)

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